Guido Buss und die Auszubildende Laura Kuntze vom Bestattungsinstitut Osterthum arbeiten unter besonderen Bedingungen.
© Osterthum

Bestatter brauchen Zugang zu Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln

Jan Ole Osterthum beschreibt die Auswirkungen der Coronakrise

Gut vorbereitet sein: Nach diesem Gebot handelt das Oldenburger Bestattungsinstitut Osterthum in diesen Wochen besonders akribisch. Die Coronapandemie ist allgegenwärtig. Vor allem Bilder aus Italien, Spanien oder den USA machen viele Menschen betroffen. „Ich glaube nicht, dass es in Deutschland so weit kommt“, sagt Jan Ole Osterthum. Der Bestattermeister erlebt in Oldenburg unter anderem ein besonnen handelndes Gesundheitsamt und gut vorbereitete Kliniken und Heime.

„Dennoch beschäftigen uns Probleme. Wir brauchen Zugang zu Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln“, so Osterthum. In diesem Zusammenhang sei es sehr wichtig, dass das Bestattungsgewerbe auch in Niedersachsen als „systemrelevant“ eingestuft werde. Dies sei, Stand 18. April 2020, nur in sechs Bundesländern der Fall. Mit dem Status könnten Versorgungsmaterialien vorrangig bezogen werden. Vor allem bei den so genannten Bodybags, in denen die Leichname transportiert werden, drohen Engpässe. „Da ist es eine Erleichterung, wenn zum Beispiel das Klinikum Oldenburg die Bodybags selbst stellt“, lobt Osterthum.

Zurzeit organisiert er den Betrieb mit seinem Bruder Claus Dirk Osterthum so: Anfang März wurden zwei Teams à vier Personen gebildet. Zwei Wochen arbeitet die eine Schicht, die folgenden zwei Wochen die andere. Die Chefs übernehmen die Telefonbereitschaft. Die eigene Andachtshalle wurde geschlossen. Da auch die Berufsschule nicht stattfindet, wird der Lernstoff durch den Betrieb vermittelt. „Dass Zwischenprüfungen ersatzlos gestrichen wurden, ist wohl einmalig“, meint Jan Ole Osterthum.

Betriebswirtschaftliche Folgen sind auch zu verzeichnen. Viele Dienstleistungen in den Bereichen Kondolenz, Dekoration und Andachtshalle fallen zurzeit weg. „Alles beschränkt sich auf kleine Beisetzungen unter freiem Himmel. Es sind maximal zehn Personen zugelassen“, erklärt der Geschäftsführer. Trauerredner und Musiker würden ebenfalls Einbußen verzeichnen. Jan Ole Osterthum macht besonders betroffen, dass die Familien nicht so Abschied nehmen können, wie sie es sich wünschen.

Bis zum 20. April hatte das Institut sechs Tote in Folge des Virus bestattet. Die im März einstudierten betrieblichen Abläufe nach Hinweisen des Bundesverbandes Deutscher Bestatter und des Robert-Koch-Instituts haben sich bewährt. Wenn die Fallzahlen nicht in die Höhe schnellen, sind ausreichend Mundschutz und Einwegkittel vorhanden. Jan Ole Osterthum rechnet mit einer steigenden Mortalitätsrate unter den Infizierten. Am Coronavirus Sterbende werden zum Alltag gehören. „Bis ein Impfstoff vorhanden ist, werden wir mit anhaltenden Fallzahlen leben müssen“, sagt der Bestattermeister in ruhiger Art. Man spürt: Sein Unternehmen ist gut vorbereitet.