Sprachen vor Medienvertretern über die Lage im regionalen Handwerk (v. li.): Stefanie Seyfarth (Geschäftsführerin der Handwerkskammer Oldenburg), Carsten Budzinski (Inhaber der Kfz-Werkstatt Budzinski in Delmenhorst) und Eckhard Stein (Präsident der Handwerkskammer Oldenburg).
Foto: Torsten Heidemann

Handwerk meldet positive Entwicklung

Bei der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Oldenburg fallen die Antworten besser als vor einem Jahr aus. Der Indikator steigt von 103 auf 108 Punkte.

erstellt am 21. Oktober 2024

Oldenburg. Ausgehend von einem starken Kfz-Gewerbe und einer langsamen Erholung im Baugewerbe klettert der Gesamtwert: Bei der Herbstumfrage der Handwerkskammer Oldenburg erreicht der Geschäftsklimaindikator (GKI) einen Wert von 108 Punkten (Vorjahr 103 Punkte). „Während die aktuelle Geschäftslage überwiegend positiv beurteilt wird, sind die Erwartungen für die kommenden Monate etwas gedämpfter“, erklärte Präsident Eckhard Stein bei der Vorstellung der Ergebnisse.

An der Umfrage beteiligten sich 958 Betriebe. Sowohl bei den Auftragsbeständen als auch bei der Umsatzentwicklung zeigt sich im Gesamthandwerk ein leichter Anstieg. „Das deutet insgesamt auf eine stabile Geschäftslage hin“, sagte Präsident Stein. „Allerdings haben nur 67 Prozent der Betriebe angegeben, dass ihr Investitionsniveau stabil geblieben oder gestiegen ist. Das entspricht im Vorjahresvergleich einem Rückgang von drei Prozentpunkten.“

Bei der Analyse der verschiedenen Gewerke zeigen sich in drei Branchen besonders positive Entwicklungen: im Kfz-Gewerbe, im Gesundheitshandwerk und bei den personenbezogenen Dienstleistungen. Für den Kfz-Bereich kann Carsten Budzinski, Inhaber der Kfz-Werkstatt Budzinski in Delmenhorst, das hohe Niveau (126 Indikatorpunkte) bestätigen: „Wir haben eine enorme Auftragslage. In puncto Mobilitätswende sind viele Kunden unentschlossen und lassen Reparaturen an Verbrennern durchführen, die vor einigen Jahren schon zum Kauf des nächsten Fahrzeugs geführt hätten.“

Carsten Budzinski sieht seinen Betrieb mit 18 Mitarbeitern breit aufgestellt. „Wir können uns spezialisieren und uns von anderen abheben“, nennt er Chancen. Die Erwartungen an die Konjunktur im Kfz-Gewerbe sind für ihn klar: „Es wird auch in den nächsten sechs Monaten viel zu tun geben.“ Fehlende Ersatzteile und lange Lieferzeiten sind aber auch ein Thema für den Betriebsinhaber und Obermeister der Kfz-Innung Delmenhorst/Oldenburg-Land: „Manche Fahrzeuge stehen mehrere Wochen bei uns.“

Stefanie Seyfarth, Geschäftsführerin der Handwerkskammer Oldenburg, ging auf Chancen und Risiken des Gesamthandwerks, die in der Umfrage geäußert wurden, ein. „Zentrales Thema bleibt die Gewinnung und die Bindung von Fachkräften. Zudem sehen viele Betriebe in der Energiewende und beim nachhaltigen Handeln wachsende Märkte und Potenziale zur Spezialisierung.“ Bei den Risiken, so Seyfarth, stünden der Fachkräftemangel, Bürokratie und politische Entscheidungen auf den ersten Plätzen der häufigsten frei formulierten Antworten.

Der weitere Blick in die Gewerkegruppen zeigt: Das Gesundheitshandwerk liegt mit einem GKI von 114 Punkten ebenfalls über dem Durchschnitt und zeigt positive Entwicklungen sowohl bei der Beschäftigungs- als auch der Investitionstätigkeit. Das personenbezogene Dienstleistungsgewerbe bleibt stabil, wie der GKI von 116 zeigt. Von konstanten oder gestiegenen Umsätzen berichten 72 Prozent der Betriebe (plus 6).

Rückläufige Tendenzen sind im Nahrungsmittelgewerbe zu verzeichnen. Der GKI liegt hier bei 97 und damit elf Punkte unter dem Vorjahresniveau. Besonders auffällig ist die Zurückhaltung bei den Investitionen, da nur noch 50 Prozent der Betriebe angeben, dass ihr Investitionsniveau stabil geblieben oder gestiegen ist. Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf ist der Indikator von 101 auf 106 Punkte gestiegen.

Kammerpräsident Stein bewertete die Antworten in den Bereichen Bauhauptgewerbe (GKI steigt von 84 auf 99 Punkte) und Ausbaugewerbe (GKI steigt von 104 auf 107) als langsame Erholung nach dem Einbruch vor zwei Jahren. „Mit der Novelle der niedersächsischen Bauordnung gibt es einen Lichtblick. Einfacher und günstiger: Das ist ein politischer Schub, den das Baugewerbe sehr gut gebrauchen kann“, sagte Stein. Weitere Entscheidungen, zum Beispiel für mehr Attraktivität, sich selbstständig zu machen, erhoffen sich Präsident Stein und Geschäftsführerin Seyfarth von der Politik. Und auch Betriebsinhaber Budzinski meint: „Wenn das Handwerk nicht genügend Nachfolger findet, bekommen die Kunden große Probleme.“

Michael Metzler, M.Sc.

Betriebswirtschaftlicher Berater

Telefon 0441 232-236 Telefax 0441 232-55236

metzler@hwk-oldenburg.de