Begehrte Klaviere aus Frankreich

Oldenburger Klaviergeschäft importiert und restauriert historische Instrumente.

Klaviere aus der Epoche der Romantik sind zurzeit stark nachgefragt. „Schubert, Chopin und Liszt -  die ganzen romantischen Komponisten werden heute wieder gerne in Konzerten gespielt. Optimalerweise auf einem Instrument, das ebenfalls aus dieser Zeit stammt“, erklärt Ulrich Punke, Werkstattleiter und einer der beiden Geschäftsführer von Piano Rosenkranz. Klaviere aus dieser Zeit gibt es jedoch kaum noch in Deutschland. „Dafür muss man schon nach Frankreich fahren, um die Anfragen bedienen zu können“, so Punke. Neben dem Verkauf neuer Klaviere, dem Service rund um das Instrument, Reparaturarbeiten und Restaurationsaufträgen aus dem In-und Ausland ist der Handel mit historischen Klavieren ein weiteres Standbein des Klaviergeschäfts in der Oldenburger Innenstadt.

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Schleifarbeiten an einem historischen Flügel in der betriebseigenen Werkstatt.

Kenntnisse der Landessprache sind von Vorteil

Bei der Suche nach den passenden Klavieren hilft ihm heute das Internet. „Das Auslandgeschäft ist durch das Internet nicht unbedingt mehr, aber auf jeden Fall einfacher geworden“, meint Punke. Hat er ein passendes Instrument gefunden, kommen ihm seine Französischkenntnisse zugute: „Man muss in jedem Land, in dem man geschäftlich verkehrt, die Gepflogenheiten kennen. In Frankreich kommt man einfach weiter, wenn man die Landessprache spricht. Außerdem legen die Franzosen viel Wert auf direkten Kontakt – vor allem bei Privatverkäufen.“ Deshalb holt Punke seine Instrumente immer selber ab. Dabei kommen bei manchen Touren schon viertausend Kilometer zusammen. „Diese Fahrten sind immer mit viel Abenteuer und Spaß verbunden. In Frankreich haben wir vom Mittelmeer über die Bretagne bis hin zu den Pyrenäen schon überall Klaviere eingesammelt“, lacht der Klavierbaumeister. Da er meistens Klaviere aus EU-Ländern kauft, ist der Import nach Deutschland unkompliziert. Nur bei Restaurationsaufträgen aus der Schweiz werde es kniffelig. 

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Geschäftsführer Ulrich Punke (Mitte) und Nicholas Claaßen (rechts) im Gespräch mit Außenwirtschaftsberater Joachim Hagedorn im Verkaufsraum in der Oldenburger Innenstadt. 

Zusammenarbeit mit Ausland wegen Fachkräftemangel

In Oldenburg wird dann in der betriebseigenen Werkstatt Bestandsaufnahme gemacht. „Wir ersetzen zum Beispiel Materialien wie Leder, Tuche oder Filze, die unbrauchbar geworden sind. Auch hier sind wir bei der Bestellung häufig auf das Ausland angewiesen. Bestimmtes Leder gibt es nur aus Italien oder Österreich, einige Tuche kann ich nur aus Kanada beziehen“, erklärt Punke. Bestimmte Restaurationsarbeiten wie zum Beispiel die Neuanfertigung von Verzierungen und das Lackieren werden an ausländische Dienstleister in Polen vergeben. „Wir arbeiten mit zwei Unternehmen schon seit über 20 Jahren zusammen. Die haben dort die entsprechenden Maschinen und Anlagen und vor allem auch das Know-How. So haben wir die Möglichkeit, mehr Aufträge abzuarbeiten. Denn mit ein bis zwei Restaurationsaufträgen im Jahr wären wir sonst schon ausgelastet“, so Punke. Das habe einerseits mit der steigenden Bürokratielast zu tun, andererseits aber auch damit, dass es in Deutschland einfach zu wenige Klavierbauer gebe. „Der Fachkräftemangel ist bei uns angekommen“ stellt der Geschäftsführer fest „und da müssen wir dann auf die Hilfe des Auslands zurückgreifen.“

Ladeneinrichtung im Luxusformat

Die Wildeshauser Tischlerei Blömer+Partner GmbH ist für Unternehmen aus dem Luxussegment auf der ganzen Welt unterwegs.

Vieles kommt im Leben unverhofft. Dass die mittelständische Tischlerei Blömer+Partner GmbH aus Wildeshausen einmal auf eine langjährige Zusammenarbeit mit der italienischen Schmuckfirma „BVLGARI“ zurückblicken kann, gehört auf jeden Fall dazu. „Wir waren gerade in einem Hamburger Hotel tätig, wo die Geschäftsführer von BVLGARI übernachtet haben. Die Qualität unserer Arbeit hat ihnen wohl so beeindruckt, dass er unseren Generalunternehmer darauf angesprochen und Kontakt mit uns aufgenommen hat“, erklärt Michael Blömer, der gemeinsam mit seinem Vater Clemens Blömer die Geschäfte der Tischlerei führt. 

Veränderte Anforderungen

Die Anforderungen des Schmuckherstellers waren zunächst eine Herausforderung. „Beim Ladenbau dieser Art ist heute kaum noch etwas aus Holz – außer vielleicht der Fußboden. Die vorherrschenden Materialien sind Metall und Glas. Die Einzelteile für die neuen Läden werden in Zusammenarbeit mit einem Metallbauer komplett in der Tischlerei gefertigt. Bevor es dann in die Kisten zum Verladen geht, wird alles einmal aufgebaut. „Wir müssen sichergehen, dass jedes Brett und jeder Rahmen passt und dass wir auch nichts vergessen haben. Wenn wir erstmal in Mexiko sind, dann kann man nicht mal kurz nach Hause fahren, weil etwas fehlt.“ 

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Michael Blömer (rechts) zeigt Joachim Hagedorn, Außenwirtschaftsberater der Handwerkskammer, den Aufbau der Vitrinen in der Werkstatt in Wildeshausen.

Zollbestimmungen genau kennen

Das war die zweite große Herausforderung bei der Zusammenarbeit, denn die Läden von BVLGARI gibt es nicht nur in Deutschland – die Luxusmarke ist auf der ganzen Welt zu Hause. Also muss auch das Montage-Team von Blömer+Partner die ganze Welt bereisen. „Wir haben schon in Russland, Japan, Frankreich, Mexiko und auf den karibischen Inseln gearbeitet“, berichtet der erfahrene Tischlermeister. „Das bedeutete natürlich auch, dass man sich mit den Gepflogenheiten und den Vorschriften der einzelnen Länder auseinandersetzen muss. Jedes Detail muss vorher geklärt sein.“ Vor allem die Zollvorschriften wurden für Blömer und sein Sekretariat fester Bestandteil des Büroalltags. „Das Zollamt Oldenburg war uns eine große Hilfe. Mit der Zeit haben wir dann Routine bekommen.“ Doch der Zoll sorge auch jetzt immer wieder für böse Überraschungen. „In Mexiko ist es besonders schlimm. Die nehmen da wirklich jeden Zentimeter auseinander. Manchmal dauert es ein bis zwei Wochen, bis unser Spediteur passieren darf, weil Herstellerangaben für Schrauben fehlen. Der Laden muss aber zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig aufgebaut sein. Da kommt man dann schon ziemlich in Stress“, erklärt Blömer. Vor Ort gebe es aber immer einen Ansprechpartner vom Auftraggeber, sodass zumindest die Sprache kein Hindernis sei. „Trotzdem ist es für meine Monteure natürlich von Vorteil Englisch sprechen zu können“. 


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Ein Bulgari-Shop montiert von Blömer+Partner GmbH.

Qualität spricht sich rum 

Seitdem der Konzern Louis Vuitton (LVMH) das Unternehmen Bulgari übernommen hat, muss sich Blömer+Partner bei jedem neuen Laden an einer Ausschreibung beteiligen. „Da kriegen wir leider nicht mehr jeden Zuschlag“, bedauert Blömer die Veränderung in der Unternehmensstruktur. Doch mittlerweile ist die Tischlerei neben nationalen Aufträgen für privaten Innenausbau oder Ladenbau auch noch für weitere internationale Luxusmarken tätig. „Gute Qualität spricht sich eben rum und das ist gut für uns“, freut sich Blömer. 

Fit für Auslandsaufträge

Die NBank bietet ein kostenfreies Audit an, um Betriebe
auf internationale Geschäfte vorzubereiten. Unternehmer Jens Bögershausen hat den Check gemacht.

Estricharbeiten beim Bau der Elbphilharmonie, Brückensanierungen, Fundament-
Instandsetzungen bei Windkraftanlagen, Problemlösungen für Schwimmbäder: Die
Bögershausen Bau GmbH aus Goldenstedt im Landkreis Vechta führt eine lange Liste
von interessanten und attraktiven Aufträgen. Die Konjunktur läuft gut“, fasst Geschäftsführer Jens Bögershausen die aktuelle Lage kurz und prägnant zusammen.
Der Maurer- und Betonbauermeister hat sich dennoch schon seine Gedanken
gemacht, falls Aufträge aus dem Ausland mehr Reiz ausüben sollten als zurzeit
jene aus Deutschland. Durch die Handwerkskammer ist er diesbezüglich auf ein
Angebot der NBank aufmerksam gemacht worden.

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Beratungsfeld Außenwirtschaft: Jens Bögershausen (l.) profitiert vom Hintergrundwissen des HWK-Betriebsberaters Joachim Hagedorn.

 „Wer seine Produkte und Dienstleistungen auch international erfolgreich vermarkten möchten, findet beim ‚Internationalisierungsaudit‘ konkrete Hilfestellungen“, erklärt Joachim Hagedorn. Der betriebswirtschaftliche Berater der Kammer ist Spezialist für das Thema „Außenwirtschaft“. Ziel des NBank-Audits ist es, ein Profil belegbarer Stärken und Schwächen des Unternehmens offen zu legen, um sich strukturiert mit den Internationalisierungsplanungen auseinanderzusetzen. Jen Bögershausen hat im Audit beschrieben, wie sein zehn Mitarbeiter starkes Unternehme aufgestellt ist. Der 41-Jährige führt die Firma in vierter Generation und hat sie auf Bautenschutz,Instandsetzung und Sonderbau ausgerichtet. Im Audit hat er sich unter anderem mit folgenden Fragen auseinandergesetzt: Worin liegen Wettbewerbsvorteile? Sind Ressourcen im ausländischen Markt verfügbar? Hat mein Personal die nötigen Qualifikationen?

Neben dem Auditorenteam der NBank und Joachim Hagedorn hat auch Dr. Eva Schmoly von der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen (LHN) das gesamte Audit unterstützt. Die externen Berater stufen die frühzeitigen Überlegungen von Jens Bögershausen als strategisch klug ein. „Es kann beispielsweise vorkommen, dass ein Bestandskunde die Leistungen der Bögershausen Bau GmbH mit ins Ausland nehmen möchte.“ Der Unternehmer selbst stellt ebenfalls den präventiven Charakter heraus: „Das Wichtigste ist, dass man vorbereitet ist.“ Erster positiver Effekt: Die NBank führt das Internationalisierungsaudit im Rahmen des Programms „Enterprise Europe Network“
durch. Das Ergebnis war für die Bögershausen GmbH so gut, dass sie in eine Datenbank
aufgenommen wurde, in der internationale Kontakte generiert werden. Eine erste Anfrage liegt auch schon vor.

Gute Kontakte dank Auslandsreise

Patrick Schierding erhält seit einiger Zeit vermehrt Mails mit der Endung „.it“. Italienischkenntnisse hat er zwar nicht, dennoch sind die Nachrichten von großem Interesse – und zum Glück auf Englisch. „Ausgangspunkt war eine Geschäftsanbahnungsreise nach Venedig, Ravenna und Florenz“, enthüllt der staatlich geprüfte Restaurator aus Delmenhorst die Geheimnisse um diese Mails.

Schierding hat sich auf Beschläge spezialisiert. Norwegen, England, die Schweiz, Österreich und Frankreich kennt er geschäftlich schon. Italien ist neu. „Ein weißer Fleck“, sagt er. Das sollte nicht so bleiben. „Italien ist ein hochinteressanter Markt. Aber nur über das Internet lassen sich keine guten Kontakte herstellen“, hat Schierding festgestellt.

Deshalb also eine Geschäftsanbahnungsreise. Hinter diesem langen Wort stehen einfache Gedanken: Organisationen wie zum Beispiel der Zentralverband des Deutschen Handwerks bringen Betriebe aus unterschiedlichen Ländern zusammen. In diesem Fall kam das Firmenprofil von Patrick Schierding auf die Plattform der italienischen Handelskammer. Die hat sich darum gekümmert, dass es in Venedig und Florenz individuell vorbereitete Geschäftsgespräche gab.

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Mit der Ausbeute ist der Delmenhorster Betriebsinhaber, der fünf Mitarbeiter beschäftigt und stolze 28.000 Artikel auf Lager hat, durchaus zufrieden. „Es waren 18 potenzielle Partner da, davon fand ich acht ganz interessant“, so Schierding. Mit Dreien möchte er „intensiv etwas machen“. Von zwei Unternehmen bekommt er den schon angesprochenen Schriftverkehr. „Das eine ist der italienische Marktführer für Restaurierungsmaterialien, das andere eine Edeltischlerei.“

Ebenfalls bei der Reise dabei war Christian Mattioli von der Remmers Gruppe aus Löningen. Der Area Manager der viel größeren Firma mit 1400 Beschäftigten war während der Reise mehr an den Bereichen Bautenschutz und Denkmalpflege interessiert. Aber auch für Mattioli, bei Remmers Baustofftechnik für den italienischen Markt zuständig, war die Reise lohnenswert. „Ganz generell war das sehr informativ. Italien ist in der Restaurierung sehr vielschichtig. Für uns könnte der Süden sehr interessant werden.“ Remmers verkauft gesamte Produktsysteme. Mattioli denkt daran, einige der neuen Kontakte auch mal nach Löningen einzuladen.

Egal ob kleiner Betrieb oder große Unternehmensgruppe: Dieselbe Reise hat Patrick Schierding und Christian Mattioli ein gutes Stück vorangebracht. Gibt es bald die nächste Geschäftsanbahnungsreise? „Nee“, lacht Schierding, „jetzt wird die Italien-Reise erst einmal sauber abgearbeitet.“